Donnerstag, 2. Februar 2012

von kubanischen Goldfischen

Reisen
Reisen in Kuba ist anders.Individualreisen ist weniger verbreitet als in anderen Ländern und dadurch manchmal ein wenig kompliziert.
Reisemittel der Er und Sie (auf immer mehr oder minder legalem Weg): Autobus, Kollektivos, Bicitaxi (Velotaxi), Taxi, Viehwagen und Pferdekutsche.

Schlafen, Essen und Trinken
Von Übernachtungen am Flughafen ist abzuraten, dazu mehr unter der Rubik „Geld“.
Es gibt jede Menge „Casas particulares“, Zimmer die von Familien vermietet werden. Der Standart dieser Zimmer ist extrem unterschiedlich, der Preis immer ziemlich gleich. Meistens bieten die Familien auch Verpflegung an und mit ein bisschen Glück speist man wie die Könige (Hummer, Krebse, Reis und Früchte). Eine Zeit lang hatten sie eine eigene Küche, was eine tolle Sache war, da sie an windstillen Tagen vollauf damit beschäftigt waren, Lebensmittel zu finden. Die Supermärkte sind gross und voller leerer Regale, abgesehen von Rum, Zigaretten, einigen Konservendosen und Kekse lässt sich nichts ersteigern. Früchte, Eier, Gemüse und Reis werden oft auf der Strasse von mobilen Händlern verkauft, die man irgendwo auf ihren Rundgängen erwischen muss. Glück bedeutete, wenn man nach drei Tagen 10 Eier findet.
Restaurants sind, mit wenigen Ausnahmen, nicht zu empfehlen. Dafür lohnen sich Besuche bei den lokalen Essbuden und den Cafeterias, wo man, oft dierkt aus der Stube der Familien, Sandwichs, Süssgebäck und kalte „Perro caliente“ (Hotdog) essen kann.

Geld
Die zwei Währungen (Peso normal und Peso convertible (Devisen, 1 CUC= 1 Dollar) ) spalten das Land in zwei finanzielle Dimensionen.Darüber liesse sich sehr viel schreiben, hier aber nur einige Beispiele zum Verständ- oder Unverständnis.
Kubander verdienen zwischen 12 und 25 CUCs pro Monat, wobei 25 dem Lohn eines Arztes entspricht. Essen auf der Strasse und Einkaufen auf der Strasse, sprich in Pesos bezahlen, ist sehr günstig, ein Perro caliente beispielsweise kostet etwa 40 Cents, ein Teller mit Reis, Fleisch und Salat 1.50 CUC. Dasselbe Menü in einem CUC- Restaurant kostet 7-10 CUCs.
Eine Übernachtung in einem Casa kostet für Touristen 20-25 CUCs. Eine Hose kostet 10 bis 20 CUCs. Ein Mixer 30 CUCs.
Wer im Tourismus arbeitet, verdient ein x-faches des gewöhnlichen Lohns, was nun zur Folge hat, dass viele Akademiker im Tourismus arbeiten.
Geld in Kuba zu beziehen ist einfach, wenn man eine nicht amerikanische Kreditkarte besitzt, die einwandfrei funktioniert. Dem Er seine spuckte mal ein bisschen Geld aus, mal viel und mal gar keins und zu guter Letzt überhaupt nichts mehr. Nach einer Geldautomatenodyssee reisten sie drei Tage vor Abflug mit dem letzten Geld an den Flughafen, wo sie warteten und warteten und warteten.


Medizinische Versorgung
Der Er hatte sich in den Kopf gesetzt, seine Weisheitszähne so weise wie möglich zu ziehen. Kuba schien ihm dafür das geeignete Land. Mit Hilfe von Freunden und Schmiergeld wurde sein Wunsch schneller wahr als ihm lieb war. Das Behandlungszimmer konnte sich nur mit viel Fantasie als Zahnarztpraxis behaupten. Ein Holztisch mit ein paar vereinzelten Medikamentdosen und einem Foto von einem Kind, ein kaputter, fleckiger Behandlungstuhl. Darüber zwei Drähte, die auf eine Lampe zu warten scheinen. Ein verschleimtes Spühlbecken und ein dreckiges Tablett mit in Servietten eingewickelten Zahnausreissutensilien. Dem Er seine Augen flackerten. „Siehst du das?“ „Ja. Wenn du nicht willst, können wir auch gehen. Du MUSST nicht“. „Doch, doch, ich will.“
Die Zahnärztin sagte „Augen zu“, als sie die Spritze auf seinen Mund richtete. Riesig, wirklich riesig und rostig im Schaft. Der Er blinzelte. Sie spritzte. Der Er sagte „ohh“ und dann nichts mehr. Sein Gesicht wurde kreideweiss, er begann aus allen Poren zu schwitzen, seine Augen verdrehten sich, seine Extremitäten zuckten krampfhaft. Nach einer unendlichen Weile, in der die Sie Todesängste ausstand und die Zahnärztin sichtlich hilflos mit einer in Alkohol getränkten Watte vor seiner Nase herumfuchtelte und die Sie fragte, ob er das öfters hätte, und die Sie hysterisch wurde, öffnete Er die Augen nur um mit schwerer Zunge mitzuteilen, dass er nichts mehr sehen würde. Für Sie war klar: Da ist ein Nerv getroffen oder ein falsches Mittel gespritzt worden. Sie fuchtelte nun auch wie wild und hätte laut heulen mögen. Dann konnte er plötzlich wieder sehen und sein Gesicht bekam Farbe. Und Ruckzuck war der Zahn auch schon draussen. Nach einem Spaziergang an der frischen Luft war er bereit für den Zweiten. Dieses Mal hielt er die Augen geschlossen, die Sie sagte „Atmen, atmen, atmen“, der Er behielt seine rosige Gesichtsfarbe und keine fünf Minuten später war auch der zweite Zahn ausgerissen.
Fazit:Medizinische Versorgung zufriedenstellend und kompetent, absolut kein Problem solange der Patient beim Anblick von Monsterspritzen nicht das Bewusstsein verliert.

Freundschaften schliessen
Man brauche: Kitematerial. Die Nachricht von kitenden Ausländern verbreitet sich im Dorf so schnell, dass, kaum ist der Kite aufgepumpt, schon eine Gruppe Interessenten und Surfer zur Stelle sind. Ruckzuck und Er und Sie waren Materialverleiher und Lehrer und nie allein am Strand. Die Jungs herzlich, die Unterkunft bei einem Windsurfer unglaublich freundschaftlich-familiär. Gemeinsame Ausflüge an schöne Strände wurden in einem schulreiseähnlichen Chaos und grosser Vorfreude organisiert,Krebse bei Nacht gefischt und Feste und Abschiedsfeste gefeiert. Nach kurzer Zeit war es, als hätten sie schon immer dazugehört. Im Dorf wurden sie von allen Seiten gegrüsst und begegneten überall bekannten Gesichtern.
Sie fühlten sich sehr Willkommen, die Kubanos liessen sie an ihrem Leben teilhaben mit einer nicht gekannten Selbstverständlichkeit.
Sie wären gerne noch eine Weile geblieben.

Wind und Kiten
80% Windtage, Platz zum verschwenden, flaches, türkisfarbenes Wasser – ein unberührtes Paradies.

BrisasBruno



BrisasDaniela


Gayos


Nun sind sie wieder in Costa Rica, dass nun beinahe wie Europa wirkt mit den überfüllten Supermärkten, den neuen Autos, dem Stress und dem Überangebot.
Der Nordwind bläst die letzten Tage davon, verwischt so manche Spur, ist kalt und unnachgiebig.
Was bleibt übrig von dem Erlebten? Dieser Blogeintrag ist nur ein müder, hilfloser Abklatsch von dem was sie erfahren und gefühlt haben. Am Schluss bleibt immer die Stille, in der die unausgesprochenen Worte schwer zu Boden fallen. Und sie glaubt fest dass in dieser Stille die Erinnerung bestehen kann.
Der Nordwind bläst und der Regen prasselt. Wie das Loch stopfen, dass zwischen heute und morgen liegt? Und wird es wieder wie es war? Hier drehen Goldfische stumm ihre letzten Kreise.



Ps: Er und Sie mögen sich noch immer sehr und fliegen morgen gemeinsam nach Hause

Montag, 2. Januar 2012

Tagebuch aus der modernen Wildnis

Definition: zelten in der modernen Wildnis bedeutet, mit wenig auszukommen, die im Fernsehen bestaunten Methoden von Bear Grylls mit viel Eifer und mässigem Erfolg nachzuäffen, sich den Gegebenheiten der Natur anzupassen und sie so wenig als möglich zu stören.Es bedeutet nach kurzer Zeit zu stinken, zu kleben und zu verfilzen.Es gilt Feuer zu machen und im Wald seinen Geschäftchen nachzugehen, wenn man, wie Sie zum Beispiel, nicht auf Kommando funktioniert, bei der einzigen Gelegenheit im Restaurant. Und hier wird der unglaubliche Vorteil der modernen Wildnis spürbar, denn die unberührte Natur liegt nur eine Bucht entfernt vom zivilisierten Dorf. Der moderne Wilde braucht also keine Würstchen zu jagen, nein, er kann sie einfach einkaufen

Ihre Ausrüstung im Wesentlichen:
ein 30Dollar Zelt
Schnur
eine Decke
ein Messer
Bücher
Badehose und Kleider
eine Taschenlampe


Tag 1
Heiss. Sie bauen das Zelt im Schatten auf, die Sie penibel darauf achtend, dass keine Kokosnusspalme über ihrer Behausung gedeiht, da sie ein grosser Anhänger von Statistiken in Bezug auf „Totschläge durch Kokosnüsse“ ist.
Um sechs Uhr ist es stockdunkel, wer dann noch kein Feuer gemacht hat ist selber Schuld, denn die Blutsauger sind schnell zur Stelle und Holz findet sich besser, wenn man es sehen kann.Der Er kanns trotzdem . Es gibt Avokado und in der Glut gegrillte Yuca (Wurzelgemüse mit Geschmack nach Marroni und Kartoffel). Um sieben fallen ihnen beinahe die Augen zu, die Dunkelheit ist wie ein schwerer, warmer Mantel. Im Zelt merken sie, dass sie nicht mehr 16. sind. Bereits nach zehn Minuten beginnen sie sich auf dem harten Boden herumzuwälzen.
Der Dschungel pfeift, zirpt, summt, flötet,piepst, quikt,gurrt, knackst, raschelt, röchelt, zischt, scharrt, säuselt, knistert und knirscht – unheimlich fremd und wunderschön. Sie flüstern nur selten.
Sie erwacht ab den fallenden Regentropfen. Ein himmlisches Gefühl, im Zelt zu liegen und dem lauten Prasseln zuzuhören. Sie findens romantisch. Dann trifft sie der erste Regentropf auf den Kopf. Sie findens lustig. Es folgen weitere, in grossen Abständen. Ihr fällt auf einmal auf, dass das Zelt doch sehr simpel ist. Dann fallen die Tropfen immer schneller, es wird etwas ungemütlich. Sie warten lachend auf das Ende des Regens. Es kommt die Sintflut. Aus den Tropfen werden Rinnsale, ihre Füsse schwimmen. Sie lachen nicht mehr, sondern drücken sich eng auf die 50x50 halbtrockenen Zentimetern,rücken alle 15 Minuten mit dem klitschnassen Frottetuch dem sich im ganzen Zelt ausweitenden See auf den Leib und versuchen die Nässe am ganzen Körper zu ignorieren.
Es ist halb vier, als der Regen aufhört und sie erschöpft einschlafen.


ZeltInWald

Tag 2
Sonnenschein und Wärme wecken sie auf. Der Anblick vor ihrem Zelt so schön, dass die Strapazen der Nacht schnell verziehen sind.
Baden, dösen, lesen, Schwemmholz trocknen,spazieren, Abendessen einkaufen, aus Palmenblättern eine Schlafunterlage basteln und SIE kennenlernen. Roxy heisst sie und es ist Liebe auf den ersten Blick. Sie kam und blieb.

Roxy

Tag 3:
Müde.Wieder schlecht geschlafen. Palmenblätterbett ist noch ausbaubar. Roxy hat die ganze Nacht Wachhund gespielt und so manches Tier vertrieben.
Die Affenbande kommt zweimal am Tag vorbei und frisst über den Bäumen des Zeltes und lässt sich durch nichts stören.

Sonnenuntergang1

Tag 4:
Sie sind langsam routinierte Wilde und sehen auch so aus. Die Knochen schmerzen, die Palmenblätter helfen nur wenig.
Ihr Tagesrythmus hat sich völlig verändert, Bettzeit ist spätestens halb acht und Aufstehen tun sie wie zwei fanatische Frühaufsteher.

StrandMitStrunk

Tag 5:
Es beginnt zu jucken und sie kriegen Pickel wie Teenies. Es müffelt im Zelt.
Roxy ist nicht mehr wegzudenken. Die Affenbande ist pünktlich.Yuca, Kokosnüsse, Avokado und Würstchen schmecken ihnen noch immer.

Strand2

Tag 6:
Abbruch, Aufbruch und Abschied da schwarze Regenwolken im Anmarsch. (und ein Bett und eine Dusche sehr verlockend klingen). Roxy muss von einer netten Familie mit vielen Würstchen abgelenkt werden, damit sie auf den Bus können. Der Er will dreimal umkehren und sie holen.



Sie fliegen heute nach Kuba.

Sonntag, 25. Dezember 2011

vom lagerfeuer, der Farbe hellgrün und aufblasbaren weihnachtsmännern

Humane Impressionen aus der Kitehouse-Zeit:

Die Kitehousebosse. Kent kitet, trinkt, feiert und redet. Lucie schaut zum Kind und ist unnatürlich gut gelaunt. Kent überfährt Pferde. Lucie lächelt immer. Kent redet nur über Kites und sich selbst und verkauft beides sehr gut. Lucie organisiert in der Zwischenzeit. Auswirkungen: Angemeldete Gäste stehen vor verschlossener Tür oder vollen Zimmern, gebuchte Privatzimmer stellen sich als ein Bett in der Küche heraus, im Allgemeinen ist im Kitehouse scheinbar ohne Grund ein ständiges Umziehen im Gange, so dass alle bestimmt einmal in jedem Zimmern geschlafen haben und Er und Sie sind nun vorübergehende Besitzer neuer Brunos (wer will einen haben?)

Am kitehouseschen Lagerfeuer versammeln sich viele Menschen mit kulturell verschiedenen Hintergründen, was für alle Beteiligten sehr wertvoll ist. Man lernt viel über russische Korruption, bulgarische Denkweise, kanadische Streitweise, holländische Ausdrücke und amerikanische Kentnisse. Ein hollänisch-amerikanisches Gespräch hatte in etwa folgenden Inhalt: Der Amerikaner hatte keine Ahnung von irgendwelchen geografischen Eigenheiten des holländischen Landes, noch irgendeine Idee vom Kontinent „Europa“ (sein Unwissen entschuldigte er mit der Aussage „ich bin Amerikaner“, was Amerikaner Nr.2 am selben Feuer etwas in Rage versetzte, was aber eine andere Geschichte ist). Was der Amerikaner zur allgemeinen Belustigung aber wusste: Holland=swaffeln, mit ganzer dazugehöriger Geschichte. Das also bewegt die Welt, Männer die ihre Penisse an irgendwelche Gegenstände schlagen (zur Veranschaulichung und kulturellen Weiterbildung bei YouTube "swaffeln Taj Mahal“ eingeben. Es steht eidrückliches Anschaungsmaterial zur Erläuterung dieses Fachbegriffes bereit)

Eine besonders heroisch- übermütige Geschichte ereignete sich eines Abends:
Amerikaner Nr.3 hinkte mit blutigem Fuss ans Feuer. Was vorher geschah: Der schmächtige Mann verlor sein Kitebrett und suchte zu Fuss die nächste Bucht ab. Dazu musste er einen Fluss durchqueren. Er fand sein Brett nicht und machte sich auf den Rückweg. Als er den Fluss abermals durchschwimmen wollte, blickte ihn vom anderen Ufer ein Krokodil an. Nach kurzem Zögern beschloss er, seine Hoffnung in die Trägheit des Tieres zu setzen und stürzte sich in die Fluten. Das Krokodil tat es ihm gleich. Also musste er wieder ans Ufer zurück. Nach einigen Minuten des Nachdenkens beschloss er, sich einen Stock zu suchen, ausserdem hatte er noch ein Küchenmesser! in der Hosentasche. Würde ihn das Krokodil nun angreifen, könnte er ihm in die Augen stechen, lautete seine Überlegung. Etwa 15 Meter oberhalb des Krokodils stieg er also nochmals ins Flusswasser und schwamm, so schnell es seine Waffen erlaubten, ans andere Ufer.
Dabei schlug er sich an einem Stein den Fuss auf.


Nach einem windstillen Tag packte den Er das Heimweh und den Missmut so sehr, dass er ihr verkündete: Ich fliege noch diesen Monat heim.
Sie fand das irgendwie keine so gute Idee und fragte das grosse Orakel Internet um Rat. Windfinder führte ihr die Lösung vor Augen: Eine Insel umgeben von ständigem hellgrün (= relativ starker Wind) und zudem von Kitern noch nicht so entdeckt und zudem sehr interessant. Da sie den er schon eine Weile kennt, war sie sich sicher, dass das hellgrün ihn überzeugen würde ihre Reise noch ein bisschen fortzusetzen. Und so war es auch.

Nach einem Monat Kitehouse verliessen sie den Ort mit zwei lächelnden Augen. Was sie erwartete: Ein vom weihnachtsstress aus allen Winkeln und Ecken platzendes San Jose. Kaum war der Flug gebucht und alles organisiert, fuhren sie an die Küste, wo sie ein mit Hochhäuser besetzter Touriort empfing.

Weihnachten, 36 Grad, Plastikschnee, aufblasbare Tannenbäume und Weihnachtsmänner, Raketen und in allen Farben blinkende Lichterketten untermalt von Weihnachtsliedern in Technoversion.
Er und Sie haben sich ein Zelt gekauft und machen sich noch heute auf den Weg in die Wildnis.

Feliz Navidad

Montag, 12. Dezember 2011

von der heldentat und neuen fährten

Der Pechhund lebt noch, die Beweislage spricht eine absolute Eindeutigkeit aus:

1. Sie hat neue Erfahrungen mit Meeresbewohnern gesammelt. Quallen diesmal, eine erquickende Begegnung. Es durfte natürlich nicht nur eine sein – nein, es war ein ganzer Schwarm, ein ganzes Rudel, eine riesige Familie mit gesamter Verwandtschaft und Verwandten von Verwandten und Freunden von Verwandten. Sie war weit draussen im Wasser, verlor (mal wieder) das untreue Brätt Pitt und musste sich von dem Bruno durchs Wasser ziehen lassen, als der Angriff oder der unglückliche Zusammenstoss (sie glaubt ja eher an einen hinterhältigen Komplott, es schien ihr als hätten sich die Weichtiere extra ihretwegen versammelt und geduldig gewartet, um sie in hilfloser Position zu überraschen) erfolgte.
Man stelle sich dies etwa so vor: Man gleitet durch Wasser, das plötzlich nicht mehr Wasser sondern vielmehr eine schleimige Masse ist. Fühlbar sind unter anderem Fäden, die über den ganzen Körper gleiten und eigenartigen Schmerz, der mit einem Stromschlag zu vergleichen ist, auslösen.
An Land kann man sich dann rötliche Schleimfäden von der Haut zupfen,eine spassige Tätigkeit und die roten Striemen auf der Haut bewundern. Man kannn auch versuchen, Bilder in ihnen zu erkennen, weil sie so schön künstlerisch anmuten.

2. Sie und Er und D. waren Kokosnuss pflücken. Anbemerkt sollte sein, dass es doch eine Glücksherausforderung war, denn es war schon stockdunkel. Kokosnusspalmen sind nicht gerade kleinwüchsig und beherbergen gerne eine Vielzahl von Tierchen, die man nicht allzugerne anfasst. Natürlich war an ihrer Kokosnusspalme ein Skorpion. Sie hat den Pechhund aber gelinkt und das Viech kurzhand vom Baum geschmissen. Dann ist sie auf die Schultern vom Er gestiegen, hat sich in die Palme gehängt und Kokosnüsse gepflückt, was nicht mit Erdbeerenplücken oder sonstigen Pflückereien verwechselt werden darf, es ist wirkliche Knochenarbeit. Jedenfalls, die natürlich grösste Nuss fiel ihr aus den Händen und dem Er mitten auf den Kopf. Sie schwört: Das war der Pechhund, die Sau.


3. Schnitte in den Füssen sind passe, die neue Ära heisst: Stachel. Jegliche erdenkliche Art von Stacheln hat sie sich in den letzten Tagen eingetreten, vom gewöhnlichen Dorn bis hin zum toten Igelfisch, dessen Stacheln sich so in die Haut bohrten, dass sie den Fuss samt stinkigem, verwestem Fisch hochhalten konnte. Und wer jetzt nun glaubt, Schuhe würden dem Übel abhilfe schaffen, der täusche sich gewaltig. Ist nämlich der Pechhund am Werke, sind die Stacheln bestimmt lang genug, um die Sohle zu durchdringen und sich ins Fleisch zu stechen. (es sei versichert,auch hier spricht die Erfahrung aus ihr)


igelfisch37kb


Wenden wir uns nun aber freundlicheren Dingen zu, nachfolgendes Ereignis wird auf eindringliche Bitte des Ers niedergeschrieben.Im Falle eines Verschweigens wurden übelste Drohungen ausgesprochen. Der Titel der Geschichte lautet auf Wunsch des Erpressers so:

Die heldenhafte Tat des starken, mutigen und sehr muskulösen Ers
Eines schönes Tages, im sonnigen Costa Rica, waren Er und Sie am kiten. Mal wieder
biss ihr ein treuer Hund Freund ins Bein und ihr lieber Bruno stürzte sich kopfüber in das altbekannte Windloch, Kurs auf die Steine, altbekannte Story. Alles halb so schlimm diesmal, sie hat ja gelernt sich selbst zu retten. Der Er war sofort zur Stelle, fragte besorgt ob es ging, sie antwortete selbstsicher: „Na klar!“. Netterweise spielte der Bruno da aber überhaupt nicht mit, seine Technik versagte jämmerlich und so trieben die Zwei ein weiteres Mal hilflos Richtung Steine. Dann kam der Er, heldenhaft angefahren, schnappte sich ihr Brätt Pitt und fuhr von dannen. Sie blickte ihm frustriert nach, überzeugt, dass er nicht wiederkommen würde, spähte schon nach einem anderen Retter. Sie wartete gelassen auf seine Rückkehr. Er kehrte zurück, schleppte sie samt Bruno ab, an den Steinen vorbei an den sicheren Strand. Er absolvierte diese Übung absolut formvollendet, des weiteren war er sehr liebevoll zu ihr, hatte Nerven aus Stahl, liess sich sogar von Quallen streicheln und sah dabei schlicht und einfach auch noch blendend aus. Er ist ihr Held.
Ende.



Nachtrag:
Während dem Schreiben dieses Blogs haben sich Einbrecher in unser Haus geschlichen. Dank dem lauten auf die Tasten hauen und zwischenzeitlichem Gekicher ab dem eigenen Witz, haben sie ohne die Tür zu schliessen das Weite gesucht, was nicht so weit war sondern unsere Hausnachbarn betraf. Die sind jetzt Geld- und Kreditkartenlos. Vor unserem Häuschen nun das ganze kleine Dörfchen versammelt, das nun, aufgeweckt von der unerwarteten Aufregung, Sherlock Holmes spielt. (und das böse Costa Rica verflucht, so schnell wird das gelobte Paradies zur Hölle).
Sie deutet dies als eindeutiges Zeichen, dass der Pechhund nun auf neuer, andersweitiger Fährte ist und freut sich ob der grossen Portion Glück.
Also adios, auf Nimmerwiedersehen, doofes Hündchen.

Montag, 5. Dezember 2011

vom Pechhund

Zurück in Costa Rica, Playa Junquillal – wie ein winziges Bergbauerndorf in der Schweiz. Die Einwohner eine verschworene Zweckgemeinschaft, unausgesprochene Missstände über Köpfen und zwischen Gesichtern am Stammtisch beim Sunset-bier, unterschwellige Spannungen und jede Menge Klatsch und Tratsch, den sie, die Fremden, schon am ersten Tag zu hören bekommen, obs interessiert oder nicht. Menschen, nicht unbedingt verschlossen, vielmehr eigenartig hart in ihrem Verhalten und Denken, als würde ein Ballon ihr kleines Dorf umschliessen,eingekapselt, vielleicht ein bisschen zu weit weg von allem und vielleicht auch ein bisschen müde, ausharrend in einem fremden Land, dessen Fremdheit irgendwie zu verbittern scheint. Und in betrunkenen oder besonders offenen Momenten kleine Eingeständnisse des Unglücks.
Mit einem Schweizer (wen überraschts einen solchen an solch einem Ort zu finden), der ihnen sehr wohlgesinnt war, schlossen sie einen netten Deal, der die Unterkunft im günstigen Praktikantenzimmer beinhaltete sowie Arbeit gegen Abendessen.(Brot backen, Fliegengitter anbringen,malen usw.)
Bünzlig aber wahr: Das schweizerische Essen löste einen leichten Freudetaumel aus, da sie langsam damit begonnen haben sich gegenseitig zu untersuchen und sich zu versichern, dass sie noch keine abartigen Spuren von Reis und Bohnen und Huhn aufweisen.
Die Sie wollte schon lange einmal am Meer reiten, alter romantischer Mädchentraum einer dreizehnjährigen Wendyleserin, sei es hier halt eben zugegeben. Wellen, wehende Haare, ohne Sattel, weisser Sand und schwarzes Pferd – in Playa Junquillal war das möglich, oder zumindest so ähnlich.
Sie schliefen viel, badeten die Grippe aus, ritten (der Er fands nach anfänglichem Murren und bubenhaften Ängsten dann auch ganz gut), surften auf Luftmatratzen , verschlangen eine Menge Pipas (unreife Kokosnüsse), beobachteten das Dorfleben, schlossen Freundschaft und setzten den Altersdurchschnitt bedenklich herab. Sie blieben ein bisschen hängen dort, in der Endlosschleife wie viele andere auch und es war ok.
Pura Vida.Rösti, grüner Salat, Aromat und Streumi.

Nun in Bahia Salinas, Kitespot. Der Er wieder sehr friedlich und die Sie auch und – naja- verletzt. Es ist nämlich so, dass ihr das Pech ein bisschen zum treuen Freund und Begleiter wurde. Sie geht jetzt nur noch vorsichtig, darauf bedacht frühzeitig zu erkennen, wann ihr Pechhund sie wieder in die Ferse beisst.
Das erste Mal war natürlich gleich am ersten Tag. Stachelrochen ahoi am Strand. Sie wurden darauf hingewiesen, der Sie sank auch gleich das Herz ein paar Zentimeter Richtung Hose, hat sie doch schon einmal Bekanntschaft mit einem stachligen Meeresbewohner gemacht.
Und so erstaunte es nicht, als sie bei ihrem vorsichtigen Gang durch das seichte Wasser, wie befohlen die Füsse durch den Sand ziehend und in einem Tempo das für jeden Aussenstehenden grosse Fragezeichen aufwerfen musste, mit angestrengt angespanntem Körper und etwas entstellten Gesichtszügen – zack – ein Stich in den Fuss, ein Schrei und sie plötzlich ganz schnell am Strand. Ein Schmerz im ganzen Bein, eine kleine blutige Wunde. Nach einer halben Stunde Wasserbad, Schmerzmittel und warmem Rum war klar: der Schmerz wurde nicht schlimmer,nur ein Streifschuss, Glück gehabt – oder so.
Das zweite Mal war natürlich gleich am ersten Tag. Kaum waren die Schmerzen weg, schnappte sie sich heldenhaft das Brätt Pitt für die nächste Runde. Dumm nur, stürzte der Bruno ins Wasser und liess sich weder mit lieben Worten (komm schon Kleiner, flieg endlich wieder, komm schon) noch unter lautem Gefluche (du dummer Sauhund du) und grössten Kraftanstrengungen in die Lüfte erheben. Dann sah sie die Steine und ihr erbärmlicher Kurs war genau darauf gerichtet. Sie bekam einen leichten Anflug von Panik, der so leicht war, dass sie in ihrer Verzweiflung so stark an den brunoischen Leinen riss, dass sie eine doch anschaulich tiefe Wunde in der Hand davontrug, was sie aber erst viel später bemerken sollte. Sie beide trieben da also schön vor sich hin, sie keuchend und ziehend und schwimmend und fluchend und reissend und der Bruno einfach treibend, einfach regungslos, einfach gemütlich. Weit und breit keine Hilfe, die Menschen am Strand nur kleine Punkte weit unter ihr. Dann kam der Er, der Held, mit grossem Kite angefahren und sein Anblick empfand sie als so schön wie selten zuvor, bis er sie erreichte und seine Stimme nicht nach Hilfe sondern vielmehr nach Ärger klang. Was dann geschah:
Er: Was machst du hier? (sauer)
Sie: Na, ich treibe. (hilflos)
Er: Ich kann dir nicht helfen. (sauer)
Sie: Wirklich nicht? (weinerlich)
Er: fährt davon
Sie: treibt weiter

Dann kam er, der wirkliche Retter, unscheinbar über die Steine geklettert, wo er sie samt Bruno aus dem Wasser fischte, während sie die Luft anhielt als ihr Körper über die mit Seeigel besetzten Steine glitt. Aber sie hatte Glück, vor weiteren an den Körper gebundenen Zitronen blieb sie verschont. Erst als sie die Füsse auf die Steine setzte, kam die nächste Pechhundattacke, sie rutschte aus, plumpste der Länge nach hin = Schürfwunden, blaue Flecken etc.
Sie fühlte sich unbeschreiblich graziös.
Der Er kam nun über den Strand gehechtet und bei näheren Betrachtungen stellte sich heraus, das der Ärger doch mehr Sorge war, die sich in einem riesigen Wortschwall über sie ergoss und wenig nett war, dann aber abrupt verstummte und in einer blutigen Umarmung endete.
Sie hat nun gelernt sich und den Bruno selber zu retten, dass kann man nämlich wenn mans kann.

Sie befinden sich hier mitten in der Kiterszene und wohnen im abrakadabra: KITEhouse.
Sie ist dieser Szene manchmal überdrüssig, das stolze Getänzel am Strand gewisser modischer Kiter, die alltäglichen Gespräche über die Windbeschaffenheit, stark, schwach, böig, löchrig, instabil und weiss der Windgott was. Diskussionen über verschiedene Kitemarken, Formen, Stärken,Eigenschaften, und der immer gleichen Frage aus aller Mund wenn man vom Wasser kommt: „how was your session?“. Und dann fachmännisches Gefassel über Board und Fahrweise und ein weiteres Mal über den Wind.
Im Kitehouse ist immer was los, Privatsphäre ist auf später verschoben. Sie teilen ihre Bleibe mit einem sehr liebenswerten russischen Grüppchen, einem holländischen Paar und einem immer wiederkehrenden Neuseeländer.
Alles angenehm, wäre da nicht der Pechhund, der immerzu nach ihr lechtzt.Ihre Fusssohle zerschnitten von Steinen und Muscheln, so dass sie im Moment mehr humpelt als geht.
Ausserdem wurde sie, natürlich nur sie, beim Yoga mit einer Russin (ist es noch nennenswert zu sagen, dass sie Yoga irgendwie nicht so mag), von irgendwelchen netten schwarzen Käferchen gebissen, ein paar Mal mehr als erträglich.
Des Nachts, wenn alles friedlich schläft, wandelt sie nun durch das Haus, vom Beissen geplagt, und schmiedet Mordpläne . Wie bringt man einen Pechhund um?

Montag, 7. November 2011

von Grenzgängen, von Schätzen und Krabben und roten Hemden

Nahe der Grenze zu Nicaragua warteten sie in der Traufe auf den Regen. Der Grenzgang stellte sich als etwas mühsam heraus, da
1. Der Er sich einen Machoführer anlächelte, welcher den Er sogleich auf Schritt und Tritt verfolgte und ihm anscheinend nützliche Tipps (Beispiel: es fahren keine Busse nach San Juan del Sur, du musst ein Taxi nehmen) zuflüsterte. Sie wurde von der ganzen Sache gänzlich ausgeschlossen, Frau eben.
2. Eine halbe Fussbreite schafften sie es in den nicaraguanischen Schlamm, als sie von einer laut schreienden Meute Taxifahrer überrannt wurden. Sie wurden voneinander getrennt, die Sie, nicht all zu hoch gewachsen, sah nichts mehr ausser schwabbelnder Bäuche und aufgerissener Münder mit vereinzelten Goldzähnen. Als gnadenlos an ihren Armen gezerrt wurde, begann auch sie zu schreien. Aber die Bäuche hörten nicht auf sie und den Er konnte sie nirgends mehr entdecken. Dann kam die Hilfe in rotem Hemd, stiess die Männer weg und sagte so ruhig wie es die Situation erlaubte: „Senorita, folgen Sie mir, der Bus fährt gleich“. Die aufgebrachte Menge: „Nein, geh nicht, das ist GEFÄHRLICH“. Sie folgte dem roten Hemd, auch der Er konnte sich befreien, im Bus dann angenehme Ruhe, bis dem Er sein Macho kam und Geld für die Betreuung wollte. Endlich dann fuhren sie los.

San Juan del Sur- verregnetes ehemaliges Fischerdorf, im grössten Hostel andere planlose Touris getroffen, gemeinsam den Jesus auf dem Berg gefunden. Regen und Regen.

Konservation am lauten, wilden Busbahnhof von Rivas, wo Hunde nur noch dreckige Gerippe sind und Verkäufer um Kunden bullen:

Er (Nicaraguaner, ca40ig): wo kommt ihr her?
Sie (na er und sie halt): schweiz
Er: seit ihr verheiratet?
Sie: Nein
Er: Schlecht. Ich habe drei Frauen und 12 Kinder
Sie: Ach ja?!
Er: (zu ihm gewandt) Du musst mehr Frauen haben,Gott will es so und ganz unter Männer: Eine reicht doch nicht.(Wohlbemerkt, die Sie war durchaus anwesend). Du solltest viele Kinder machen, die Welt braucht viele Kinder. Man muss das Land auffüllen nach dem Krieg.

Weiter nach El Gigante in einem vollgestopften und hoch aufs Dach hinauf beladenen Bus, durch den sich trotz allem vor der Abfahrt noch Verkäufer boxten, wo man keine Berührungsängste haben darf, der gleich einem Schiff über die Naturstrasse und durch Bäche schaukelte, sich ab und an bedrohlich auf eine Seite kippte. Im Innern dicke Luft, Hitze, klebrige Hände, nasse Achselhöhle an Achselhöhle, Po an Po.

Konservation 2:

Er: (Nicaraguaner, ca 50ig) wo seid ihr her?
Sie: Schweiz
Er: seid ihr verheiratet?
Sie: Klar!
Er: (dem Er auf die Schulter klopfend) wie schön, wie gut – ich gratuliere dir, Mann! Habt ihr Kinder?

El Gigante ist ein kleines Fischerdorf, wo Stiere, Pferde, Hühner, Hähne und Schweine abwechselnd über den Dorfplatz trotten. Nur zu erreichen durch einen 1,5 stündigen Fussmarsch durch Schlamm und kleine Flüsse.
Dort verbrachten sie einige Tage mit Wellenreiten, spielen, wippen in den Schaukelstühlen auf der Veranda, duschen in einem Schweinestall ähnlichen Verliess und all abendlichem frischem Fisch essen. Das Leben ruhig und gleichmässig, nur einmal im Tag etwas Aufregung wenn die Fischerboote zurückkehren und das ganze Dorf hilft, die Boote an Land zu bringen. Die Menschen lieb, freundlich und hilfsbereit. Und der Tag Drei brachte sogar endlich etwas Sonne.

Top zwei der Strandspiele:

1. Krebsrennen
Man baue eine kleine Rennstreckte, Fortgeschrittene können auch kleine Hindernisse einbauen. Die Spieler fangen einen geeigneten Krebs und setzen ihn zeitgleich mit ihrem Gegenspieler auf der Startlinie ab. Gewonnen hat der Spieler, dessen Krebs als erstes die Ziellinie überschreitet.
Vorsicht geboten ist beim Einfangen der krabbligen Wesen, es ist auf die eigenen Finger zu achten sowie den Krebs nicht zu sehr zu verängstigen, da er sonst des öftern gerne einfach auf der Startlinie in seinem Haus verkrochen sitzen bleibt und seine Konkurrenz im Alleingang das Rennen läuft (was für den Spieler ärgerlich und für den gesamten Rennverlauf doch eher langweilig ist).
Das Aussuchen der Krebse ist von grösster Bedeutung und erfordert ein hohes Mass an kritischer Beobachtung. Das Wesen des Krebses muss erörtert werden, denn nur sein Charakter, nicht sein Äusseres macht aus ihm einen Gewinner. Folgende Eigenschaften sollte der Gewinnerkrebs mitbringen:
-Mut
-Gelassenheit
-Egoismus
-Neugierde
-Zielstrebigkeit
- Sinn für Geschwindigkeit

2. Schatzsuche

Ein Strandabschnitt wird bestimmt, der jeder Spieler nur einmal durchlaufen darf. Er kann dies in einer Linie, im Zick-Zack, Schlangenförmig oder wie auch immer es ihm beliebt tun. Die einzige Regel: Keinen Schritt zurück gehen und dem Gegener keine Schätze stehlen. Ziel des Spieles ist, den verrücktesten oder schönsten oder speziellsten oder exquisitisten Schatz zu finden. Am Ende des Abschnittes werden die Schätze feierlich vorgeführt und die Spieler bestimmen gemeinsam den Sieger.
(Anmerkung: Man sollte darauf achten, gleichstarke Spieler zu haben um die nötige Spannung zu erzeugen. Es steht 13 zu 1 für Sie, seine Niederlage zeichnen unter anderem folgende Fundstücke aus: ein Stück Schnurr, ein Haargummi, Seegras)
Und hier, nicht ohne Stolz, ihr Hauptgewinnerschatz:

ParaBea

Als ihnen das Geld ausging, machten sie sich auf den Weg zurück nach San Juan del Sur, was für die nächsten fast zwei Wochen ihr Zuhause bleiben sollte. Sie wohnten bei einer Familie, die wie viele hier, zu den Zeugen Jehovas gehören. Missbillge Blicke beim Konsum von Alkohol, ansonsten nett, wenn auch nicht sehr herzlich. Der kleine Sohn ein rundlicher Spross mit Allüren.
Sie drückte für eine Woche die Schulbank um das eingerostete Spanisch agiler zu machen, mit mässigem Erfolg. Dafür weiss Sie jetzt mehr über das Leben hier, die Politik und den Machoismus der einheimischen Männer aufgrund der ausgesprochenen Redefreudigkeit der Lehrerin.
Nach elf Tagen zog es sie weg vom kleinstädtischen Leben in romantische, einsame Küstengefilde. Playa Maderas schien perfekt, eine kleine Bucht wo tagsüber die Surfer paddeln und nur drei Restaurants und zwei Unterkünfte angesiedelt sind. In weiser Voraussicht haben sie natürlich nichts zu Essen mitgenommen. Eine Küche stand zu Verfügung, die nächste Einkaufsmöglichkeit jedoch zwei Stunden Fussmarsch entfernt. So waren sie ganz auf die Restaurants angewiesen. Die Romantik perfekt, die meisten Menschen ab fünf Uhr weg, die wenigen Übriggebliebenen assen in der Dämmerung und ab sieben Uhr stellte sich Nachtruhe ein. Die Sterne nah, die Brandung laut, Muscheln und Krebse und tote Kugelfische.
Aus der geplanten Woche wurden zwei Tage, geschlagen und sehr müde kehrten sie nach San Juan zurück, mit 267 Mückenstichen (was wirklich nur eine ganz leichte Übertreibung ist).
Jetzt sind sie also wieder hier, sitzen vor verschlossenen Bierdosen (während den Wahlen ist im ganzen Land der Alkoholkonsum strikt untersagt), warten auf den morgigen Tag, der sie zurück nach Costa Rica bringt und auf das Ergebnis der Wahlen, deren Sieger hoffentlich nicht Daniel Ortega ist, - und kratzen sich.

Dienstag, 18. Oktober 2011

Von ungezählten, wolkigen Tagen

Die Tage vergehen, die Schreiblust hat sich schlafen gelegt,Ideen halten sich hinter Wolken versteckt. Und je länger die Wortleere anhält, desto verschwommener werden die Erlebnisse. Sie befinden sich in einem sonderbaren Zwischenraum, wo sich alles ausdehnt und gleichzeitig schrumpft.
Weil nun viel Zeit vergangen ist, folgen mehr oder weniger stichwortartige Erinnerungsetappen.

Griechische Abschiedsküsse
Ihr letzter Kitesprung auf dem naxoanischen Wasser, der wenig elegant dafür umso schmerzhafter endete, mit einer nach Luft ringenden und japsenden Sie. Höllische Schmerzen, schlaflose Nächte mit einem gefühlten Messer im Brustkorb, sitzen, gehen, stehen, liegen – es gab kein Entrinnen, keine Milderung. Schmerztabletten, griechischer Salat und jede Menge Ouzo, die Diagnose: geprellte Rippe, Heilmittel: keins, Genesungszeit: drei bis vier Wochen.
Fähre, Zimmersuche in Piräus, mitleidige, vorwiegend männliche, Blicke für den Er, da er das gesamte Gepäck schleppen musste, während sie mit einem kleinen Rucksäckchen bestückt neben ihm einherging, gleich einer Prinzessin mit Lasttier. Zeit tot schlagen in einer lärmigen, schmutzigen Stadt, Strassenhunde streicheln, ältere Griechen, welche den Kopf der Sie tätschelten sobald der Er mal abwesend war und unverständliche Worte murmelten, farben- und gerüchevolle Märkte besuchen, Geschenke kaufen, Süssigkeiten essen, Schmerztabletten schlucken. Was sie als aus Griechenland mitgenommen haben:
Erinnerungen an eine behagliche Zeit
- Kiteerfahrungen
- Seeigelstacheln
- eine geprellte Rippe
- eine Mückenklappe

Über den Wolken, Zürich und schon wieder in den Wolken:

Sie flogen von Athen nach Zürich, wo sie sich bei der Gepäckausgabe auch schon verloren. Genau genommen ging er verloren, so schritt sie allein durch die Sicherheitskontrolle auf freien schweizerischen Boden, wo sie von lieben Freunden empfangen wurde. Nur er tauchte nicht auf. Die Schiebetür ging auf und zu und spuckte unbekannte Personen aus. Es folgte ein erfolgloser Versuch ihrerseits wieder in den Hochsicherheitstrakt der Gepäckausgabe zu gelangen, was mit einem unfreundlichen Wortgefecht zwischen ihr und zwei Sicherheitsbeamtinnen und einem Rauswurf,
( “Sie müssen sich ausweisen”, “mein Pass hat mein Freund und der ist irgendwo da drinnen”, “wir können Sie nicht reinlassen”, “aber mein Freund ist da drinnen (sehr theatralisch)”, “wenn Sie sich nicht ausweisen könnnen....” ,”aber Sie haben mich doch vor fünf Minuten hier hinausgehen sehen”,”wenn Sie sich nicht ausweisen können...verlassen Sie jetzt sofort diesen Raum!”, “sch... Schweizer, ver..... noch mal “ etc.),
zehn Anrufen auf das Natel und einem Ausruf durch die Lautsprecher schliesslich nach einer Stunde mühsamen Wartens doch noch mit einem Ausspuck von ihm endete(er hat in der Zwischenzeit seelenruhig mit seinen Eltern telefoniert). Es folgte ein zu kurzes, schönes Essen mit den Freunden und eine elend lange Nacht auf einem orangenen Sofa einer Flughafenbar. Das Surren der Staubsaugerautos vermischt mit einer unendlichen Schleife von kitschigen Balladen aus den Lautsprechern liess sie nicht in den Schlaf gleiten. Um fünf Uhr in der Früh konnten sie endlich einchecken, bei der Gepäckaufgabe wurde der übermüdete Er zum Rambo mit unergründlicher Mission, was folgende Auswirkungen mit sich zog:
- entnervtes Personal
- verängstigte Spanierinnen, mit welchen er tapfer Schweizerdeutsch sprach ungeachtet der Tatsache, dass sie ihn nicht verstanden
- ein hysterisch kicherndes Mädchen ob all seiner unanständigen Ausdrücken
- ein verdutzter älterer Herr, den er rabiat vom Schalter wegdrückte
- peinlich berührte Sie

Als sie ihn zwei Stunden später vorsichtig darauf ansprach, wusste er von nichts.
16 Stunden später, nach einem kurzen Aufenthalt in Madrid, wo eine Gruppe orthodoxer Juden den Wartesaal kurzum in einen spektakulären Gebetstempel verwandelten, landeten sie in Costa Rica.


Karibische Gemütlichkeit
Sich an die Zeitverschiebung und die tropisch feuchte Luft gewöhnen, schlafen, schwitzen, mit klapprigen Bussen an die Karibikküste fahren. Durch den Nebelwald, durch grüne Vegetation, einfache Hütten, sich bis an den Horizont erstreckende Bananenplantagen, schmutzige Arbeiter, welche unter den Bananenbüschen schlafen. Die Anwesen der Bosse protzig, bestückt mit Autos und Schnellbooten. Die erste Bleibe in Puerto Limon ein überteuertes Hotel Namens “Big Boy”, ein klebriges, stickiges, stinkendes, düsteres Zimmer, die Zeit vorwiegend auf der Strasse verbracht, als einzige Touristen. Zu entdecken gabs eigentlich nur kulinarische Spezialitäten, auf welche sie sich schon seit geraumer Zeit freute und welche alte Erinnerungen weckten. Erinnerungen schmecken irgendwie immer besser.
Der Höhepunkt war dann auch der Besuch eines Coiffeurs, sie wollte sich die Spitzen schneiden lassen. Als die gute Frau eine riesige Küchenschere zu Tage förderte, übergab sie sich ihrem Schicksaal ohne Spiegel. Sie verliess das Geschäft mit einer schrecklichen Mozartfrisur. ( er hatte einige Tage unter ihrem Gejammer zu leiden).
Eine kleine Ortschaft namens Cahuita, geprägt von einem jamaikanischen Lebensrythmus. Lange Spaziergänge durch den Regenwald, Affen, Waschbären, Krebse, Faultiere, Jesuseidechsen ( gehen auf den Hinterbeinen und können übers Wasser laufen), Schmetterlinge, Leguane, Kolibris, Papageien, Pelikane und einen Kaiman im Garten.
Ein Dorf weiter (puerto viejo) fanden sie eine gemütliche Unterkunft bei einem deutschen Päärchen,Olaf und Kati, wo sie ruhige, familiäre, die Knochen schonende Tage verbringen konnten, gemeinsam mit zwei Hunden, drei Katzen und jeder Menge prächtiger Giftfrösche.
Ihre mehr oder weniger kurzfristigen Zimmermitbewohner:

- einen Krebs
- eine Riesenheuschrecke (in gekonnter Teamarbeit haben sie sie mit Pfanne und Messer (seine Idee) aus dem Zimmer gebracht)
- eine Riesenkröte ( sie hat sich beim Hinaustransport mit einem satten Urinstrahl verteidigt, knapp nur das Gesicht der Sie verfehlt)
- 100000 Moskitos (er hat sich geschlagen gegeben)
- eine Babykatze, die für zwei Tage in ihrem Bett schlafen durfte, bevor sie ein neues Zuhause bakam. Emma hiess sie und sie biss mit vorliebe in Zehen.

Ab und zu Regen der aufs Wellblechdach trommelte, viel in den Hängematten gelesen, manchmal träge Ausflüge gemacht. Nebensaison.

Sintfluten und pazifische “Nordsee”
Nun zu viert unterwegs, sich in Puerto Viejo getroffen, aus den Augen verloren, dann in San Jose wiedergefunden. Mit dem Bus durch fädigen Regen ( nein, da gibt es keine Tropfen mehr) an die pazifische Küste gefahren.
Tamarindo, ein veramerikanisierter Surferort, Golfrasen, Springbrunnen, riesige Hotelkomplexe, top modische Shops neben kleinen farbigen Hütten, Schotterwegen, verkommenen Hinterhöfen.
Regen und Regen, das Meer eine wilde,warme, braune Suppe. Es gibt keine Postkartenbilder, nur grau und braun und Regenschütze und tief ins Gesicht gezogene Kapuzen. Das Dorf liegt im Halbschlaf, bereitet sich träge auf die Menschenmasse vor, die bald einmal eintreffen wird. Sich im Wellenreiten versuchen, im Bett verkriechen, Spiele spielen, sich die Laune nicht verderben lassen.Ockerfarbene Bäche auf den Strassen, Waschbären, die das Katzenfutter klauen. Nebensaison. Regenzeit.
(Und wenns doch einmal nervt: Wetterbericht Schweiz anschauen, das wirkt sich positiv auf die Stimmung aus.)

Affe

Mittwoch, 28. September 2011

Von sonderbaren Ausflügen und vom Abschiednehmen

Mithife eines Rollers und ihren Beinen haben sie einen sensationellen Fund gemacht. Ganz unschuldig standen sie an ihrer Pforte, ahnungslos was sie erwarten würde. Schwarze Wolken hingen am Himmel, ein kalter Wind wehte, nur der Klang ihrer Schritte auf dem staubtrockenen Boden durchbrach die Stille und hier und da ein Rascheln im sandfarbenen Gras und das Verschwinden eines Eidechsenschwanzes. Instinktiv gaben sie sich die Hand, als sie die Siedlung betraten.

Dorf



Verwitterte Mauern, überwuchert zum Teil von verdorrten Schlingpflanzen, absplitternde blaue Farbe an Toren, Türen und geschlossenen Fensterläden. An Hausmauern mit Farbe gemalte Nummern, manche davon mehrfach durchgestrichen. Gärten mit rostigen Mofas, zerfallenen Stühlen, alten Fäsern, Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Eingänge, vor denen sich haufenweise Laub angesammelt hat und verwelkte Blütenblätter. Ein schaurig schönes Geisterdorf. Nirgends ein Zeichen von menschlichem Leben, ausser die intakte Strom- und Wasserversorgung. Gespenstische Stille, verwinkelte kleine Pfade, Disteln, Gestrüpp und Steinruinen. Eine kleine Kirche, düstere verlassene Mauern, grau wie der Himmel. Sie schlichen mehr, als dass sie gingen, sprachen nicht viel. Dann entdeckte er sie, die farbige Schrothülse neben dem Weg. Von da an entdeckten sie sie alle paar Schritte, hörten irgendwann auf zu zählen und fragten sich, auf was hier wohl eine solche Jagd veranstaltet wurde. Was könnte es hier geben ausser verirrte oder verwirrte Touristen? Ein jähes Zerreissen der Stille in Form eines lauten Knalles liess sie flüchten, vorbei an einem an einen Pflock angebundenen Ziegenfell, zurück in die Zivilisation.

Ihr Weg führte sie weiter über einen kargen Berg, vorbei an einem Marmorwerk, halb fertig gebauten Häusern im Nirgendwo, die nun von Ziegenherden bewohnt werden, in eine kleine Bucht. Am steinigen Strand war ihre einzige Gesellschaft eine Gans und zwei Enten. Wirklich.
Ausserdem gab es zwei Restaurants, deren Besitzer bei jeder Kopfbewegung in ihre Richtung um die Wette winkten, fuchtelten, die Arme einladend ausbreiteten und irgendwelche Worte gegen den Wind schrien (es hatte wirklich Wind und sie haben trotzdem wirklich einen Roller gemietet und der Er hat wirklich nicht gemault).
Jedenfalls hatten sie knurrende Bäuche, konnten sich aber für keinen der Winkenden entscheiden, fuhren den langen Weg zurück, dem eisigen Wind und den Regentropfen im Sommerkleidchen schutzlos ausgeliefert, erreichten zitternd ein schmuddliges Lokal, wo sie das beste Tzaziki überhaupt assen.
Es war der Tag, an dem der Herbst die Insel erreichte.

Nun ist der Salzspender frisch aufgefüllt, die Einkäufe werden aufgebraucht und was noch im Rucksack ist wird auch dort bleiben, denn sie haben nur noch zwei Tage auf dem Mikrokosmos. Die Zeit hat sie auch hier gefunden. Plötzlich schenken sie den Oliven- und Eukalyptusbäumen, dem sinnlos blauen Meer und den ausgewaschenen Steinen wieder mehr Aufmerksamkeit im Bewusstsein, sie schon bald nicht mehr zu sehen.
Ihre Ziele sind bis jetzt erreicht:

1. Sie verlassen die Insel gemeinsam
2. Sie hat kiten gelernt (tatsächlich, sie macht es jetzt mit grosser Begeisterung und übt nun das Springen, was schon gut funktioniert, nur leider meistens ohne Brätt Pitt)
3. Er hat das Huhn gefangen

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