von Grenzgängen, von Schätzen und Krabben und roten Hemden

Nahe der Grenze zu Nicaragua warteten sie in der Traufe auf den Regen. Der Grenzgang stellte sich als etwas mühsam heraus, da
1. Der Er sich einen Machoführer anlächelte, welcher den Er sogleich auf Schritt und Tritt verfolgte und ihm anscheinend nützliche Tipps (Beispiel: es fahren keine Busse nach San Juan del Sur, du musst ein Taxi nehmen) zuflüsterte. Sie wurde von der ganzen Sache gänzlich ausgeschlossen, Frau eben.
2. Eine halbe Fussbreite schafften sie es in den nicaraguanischen Schlamm, als sie von einer laut schreienden Meute Taxifahrer überrannt wurden. Sie wurden voneinander getrennt, die Sie, nicht all zu hoch gewachsen, sah nichts mehr ausser schwabbelnder Bäuche und aufgerissener Münder mit vereinzelten Goldzähnen. Als gnadenlos an ihren Armen gezerrt wurde, begann auch sie zu schreien. Aber die Bäuche hörten nicht auf sie und den Er konnte sie nirgends mehr entdecken. Dann kam die Hilfe in rotem Hemd, stiess die Männer weg und sagte so ruhig wie es die Situation erlaubte: „Senorita, folgen Sie mir, der Bus fährt gleich“. Die aufgebrachte Menge: „Nein, geh nicht, das ist GEFÄHRLICH“. Sie folgte dem roten Hemd, auch der Er konnte sich befreien, im Bus dann angenehme Ruhe, bis dem Er sein Macho kam und Geld für die Betreuung wollte. Endlich dann fuhren sie los.

San Juan del Sur- verregnetes ehemaliges Fischerdorf, im grössten Hostel andere planlose Touris getroffen, gemeinsam den Jesus auf dem Berg gefunden. Regen und Regen.

Konservation am lauten, wilden Busbahnhof von Rivas, wo Hunde nur noch dreckige Gerippe sind und Verkäufer um Kunden bullen:

Er (Nicaraguaner, ca40ig): wo kommt ihr her?
Sie (na er und sie halt): schweiz
Er: seit ihr verheiratet?
Sie: Nein
Er: Schlecht. Ich habe drei Frauen und 12 Kinder
Sie: Ach ja?!
Er: (zu ihm gewandt) Du musst mehr Frauen haben,Gott will es so und ganz unter Männer: Eine reicht doch nicht.(Wohlbemerkt, die Sie war durchaus anwesend). Du solltest viele Kinder machen, die Welt braucht viele Kinder. Man muss das Land auffüllen nach dem Krieg.

Weiter nach El Gigante in einem vollgestopften und hoch aufs Dach hinauf beladenen Bus, durch den sich trotz allem vor der Abfahrt noch Verkäufer boxten, wo man keine Berührungsängste haben darf, der gleich einem Schiff über die Naturstrasse und durch Bäche schaukelte, sich ab und an bedrohlich auf eine Seite kippte. Im Innern dicke Luft, Hitze, klebrige Hände, nasse Achselhöhle an Achselhöhle, Po an Po.

Konservation 2:

Er: (Nicaraguaner, ca 50ig) wo seid ihr her?
Sie: Schweiz
Er: seid ihr verheiratet?
Sie: Klar!
Er: (dem Er auf die Schulter klopfend) wie schön, wie gut – ich gratuliere dir, Mann! Habt ihr Kinder?

El Gigante ist ein kleines Fischerdorf, wo Stiere, Pferde, Hühner, Hähne und Schweine abwechselnd über den Dorfplatz trotten. Nur zu erreichen durch einen 1,5 stündigen Fussmarsch durch Schlamm und kleine Flüsse.
Dort verbrachten sie einige Tage mit Wellenreiten, spielen, wippen in den Schaukelstühlen auf der Veranda, duschen in einem Schweinestall ähnlichen Verliess und all abendlichem frischem Fisch essen. Das Leben ruhig und gleichmässig, nur einmal im Tag etwas Aufregung wenn die Fischerboote zurückkehren und das ganze Dorf hilft, die Boote an Land zu bringen. Die Menschen lieb, freundlich und hilfsbereit. Und der Tag Drei brachte sogar endlich etwas Sonne.

Top zwei der Strandspiele:

1. Krebsrennen
Man baue eine kleine Rennstreckte, Fortgeschrittene können auch kleine Hindernisse einbauen. Die Spieler fangen einen geeigneten Krebs und setzen ihn zeitgleich mit ihrem Gegenspieler auf der Startlinie ab. Gewonnen hat der Spieler, dessen Krebs als erstes die Ziellinie überschreitet.
Vorsicht geboten ist beim Einfangen der krabbligen Wesen, es ist auf die eigenen Finger zu achten sowie den Krebs nicht zu sehr zu verängstigen, da er sonst des öftern gerne einfach auf der Startlinie in seinem Haus verkrochen sitzen bleibt und seine Konkurrenz im Alleingang das Rennen läuft (was für den Spieler ärgerlich und für den gesamten Rennverlauf doch eher langweilig ist).
Das Aussuchen der Krebse ist von grösster Bedeutung und erfordert ein hohes Mass an kritischer Beobachtung. Das Wesen des Krebses muss erörtert werden, denn nur sein Charakter, nicht sein Äusseres macht aus ihm einen Gewinner. Folgende Eigenschaften sollte der Gewinnerkrebs mitbringen:
-Mut
-Gelassenheit
-Egoismus
-Neugierde
-Zielstrebigkeit
- Sinn für Geschwindigkeit

2. Schatzsuche

Ein Strandabschnitt wird bestimmt, der jeder Spieler nur einmal durchlaufen darf. Er kann dies in einer Linie, im Zick-Zack, Schlangenförmig oder wie auch immer es ihm beliebt tun. Die einzige Regel: Keinen Schritt zurück gehen und dem Gegener keine Schätze stehlen. Ziel des Spieles ist, den verrücktesten oder schönsten oder speziellsten oder exquisitisten Schatz zu finden. Am Ende des Abschnittes werden die Schätze feierlich vorgeführt und die Spieler bestimmen gemeinsam den Sieger.
(Anmerkung: Man sollte darauf achten, gleichstarke Spieler zu haben um die nötige Spannung zu erzeugen. Es steht 13 zu 1 für Sie, seine Niederlage zeichnen unter anderem folgende Fundstücke aus: ein Stück Schnurr, ein Haargummi, Seegras)
Und hier, nicht ohne Stolz, ihr Hauptgewinnerschatz:

ParaBea

Als ihnen das Geld ausging, machten sie sich auf den Weg zurück nach San Juan del Sur, was für die nächsten fast zwei Wochen ihr Zuhause bleiben sollte. Sie wohnten bei einer Familie, die wie viele hier, zu den Zeugen Jehovas gehören. Missbillge Blicke beim Konsum von Alkohol, ansonsten nett, wenn auch nicht sehr herzlich. Der kleine Sohn ein rundlicher Spross mit Allüren.
Sie drückte für eine Woche die Schulbank um das eingerostete Spanisch agiler zu machen, mit mässigem Erfolg. Dafür weiss Sie jetzt mehr über das Leben hier, die Politik und den Machoismus der einheimischen Männer aufgrund der ausgesprochenen Redefreudigkeit der Lehrerin.
Nach elf Tagen zog es sie weg vom kleinstädtischen Leben in romantische, einsame Küstengefilde. Playa Maderas schien perfekt, eine kleine Bucht wo tagsüber die Surfer paddeln und nur drei Restaurants und zwei Unterkünfte angesiedelt sind. In weiser Voraussicht haben sie natürlich nichts zu Essen mitgenommen. Eine Küche stand zu Verfügung, die nächste Einkaufsmöglichkeit jedoch zwei Stunden Fussmarsch entfernt. So waren sie ganz auf die Restaurants angewiesen. Die Romantik perfekt, die meisten Menschen ab fünf Uhr weg, die wenigen Übriggebliebenen assen in der Dämmerung und ab sieben Uhr stellte sich Nachtruhe ein. Die Sterne nah, die Brandung laut, Muscheln und Krebse und tote Kugelfische.
Aus der geplanten Woche wurden zwei Tage, geschlagen und sehr müde kehrten sie nach San Juan zurück, mit 267 Mückenstichen (was wirklich nur eine ganz leichte Übertreibung ist).
Jetzt sind sie also wieder hier, sitzen vor verschlossenen Bierdosen (während den Wahlen ist im ganzen Land der Alkoholkonsum strikt untersagt), warten auf den morgigen Tag, der sie zurück nach Costa Rica bringt und auf das Ergebnis der Wahlen, deren Sieger hoffentlich nicht Daniel Ortega ist, - und kratzen sich.

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