Mittwoch, 28. September 2011

Von sonderbaren Ausflügen und vom Abschiednehmen

Mithife eines Rollers und ihren Beinen haben sie einen sensationellen Fund gemacht. Ganz unschuldig standen sie an ihrer Pforte, ahnungslos was sie erwarten würde. Schwarze Wolken hingen am Himmel, ein kalter Wind wehte, nur der Klang ihrer Schritte auf dem staubtrockenen Boden durchbrach die Stille und hier und da ein Rascheln im sandfarbenen Gras und das Verschwinden eines Eidechsenschwanzes. Instinktiv gaben sie sich die Hand, als sie die Siedlung betraten.

Dorf



Verwitterte Mauern, überwuchert zum Teil von verdorrten Schlingpflanzen, absplitternde blaue Farbe an Toren, Türen und geschlossenen Fensterläden. An Hausmauern mit Farbe gemalte Nummern, manche davon mehrfach durchgestrichen. Gärten mit rostigen Mofas, zerfallenen Stühlen, alten Fäsern, Relikte aus längst vergangenen Zeiten. Eingänge, vor denen sich haufenweise Laub angesammelt hat und verwelkte Blütenblätter. Ein schaurig schönes Geisterdorf. Nirgends ein Zeichen von menschlichem Leben, ausser die intakte Strom- und Wasserversorgung. Gespenstische Stille, verwinkelte kleine Pfade, Disteln, Gestrüpp und Steinruinen. Eine kleine Kirche, düstere verlassene Mauern, grau wie der Himmel. Sie schlichen mehr, als dass sie gingen, sprachen nicht viel. Dann entdeckte er sie, die farbige Schrothülse neben dem Weg. Von da an entdeckten sie sie alle paar Schritte, hörten irgendwann auf zu zählen und fragten sich, auf was hier wohl eine solche Jagd veranstaltet wurde. Was könnte es hier geben ausser verirrte oder verwirrte Touristen? Ein jähes Zerreissen der Stille in Form eines lauten Knalles liess sie flüchten, vorbei an einem an einen Pflock angebundenen Ziegenfell, zurück in die Zivilisation.

Ihr Weg führte sie weiter über einen kargen Berg, vorbei an einem Marmorwerk, halb fertig gebauten Häusern im Nirgendwo, die nun von Ziegenherden bewohnt werden, in eine kleine Bucht. Am steinigen Strand war ihre einzige Gesellschaft eine Gans und zwei Enten. Wirklich.
Ausserdem gab es zwei Restaurants, deren Besitzer bei jeder Kopfbewegung in ihre Richtung um die Wette winkten, fuchtelten, die Arme einladend ausbreiteten und irgendwelche Worte gegen den Wind schrien (es hatte wirklich Wind und sie haben trotzdem wirklich einen Roller gemietet und der Er hat wirklich nicht gemault).
Jedenfalls hatten sie knurrende Bäuche, konnten sich aber für keinen der Winkenden entscheiden, fuhren den langen Weg zurück, dem eisigen Wind und den Regentropfen im Sommerkleidchen schutzlos ausgeliefert, erreichten zitternd ein schmuddliges Lokal, wo sie das beste Tzaziki überhaupt assen.
Es war der Tag, an dem der Herbst die Insel erreichte.

Nun ist der Salzspender frisch aufgefüllt, die Einkäufe werden aufgebraucht und was noch im Rucksack ist wird auch dort bleiben, denn sie haben nur noch zwei Tage auf dem Mikrokosmos. Die Zeit hat sie auch hier gefunden. Plötzlich schenken sie den Oliven- und Eukalyptusbäumen, dem sinnlos blauen Meer und den ausgewaschenen Steinen wieder mehr Aufmerksamkeit im Bewusstsein, sie schon bald nicht mehr zu sehen.
Ihre Ziele sind bis jetzt erreicht:

1. Sie verlassen die Insel gemeinsam
2. Sie hat kiten gelernt (tatsächlich, sie macht es jetzt mit grosser Begeisterung und übt nun das Springen, was schon gut funktioniert, nur leider meistens ohne Brätt Pitt)
3. Er hat das Huhn gefangen

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